Rückblick auf den Vortrag von Univ. Prof. Dr. Sebastian Kummer „Supply Chain Disruptions in Turbulent Times“ Freitag, 13. Mai 2022  in der Wirtschaftsuniversität, 1020 Wien.

Von Wolfgang Geißler

„Oh weh, die Wege! Wir wissen aus der Forschung, wenn Stationen weiter weg sind als 300 Meter, dann gibt es einen gewissen Widerstand. Verkehr muss immer mit Lust verbunden sein“, so dozierte Prof. Dr. Kummer und da muss man ihm, dem Experten, schon recht geben. Der Fußweg von der U-Bahnstation Messe-Prater bis zum TC 1.01 zieht sich, wie man in Wien sagt, mit seiner 1 Kilometer Wegstrecke. Wenngleich man an diesem schönen Sommertag die Möglichkeit am Schopf packen konnte, die faszinierende Architektur des Campus der Wirtschaftsuniversität auf sich einwirken zu lassen, samt der von hunderten belebten internationalen Studentenschar. Das tat ich, was allein schon der Tatsache geschuldet war, dass es für einen Unkundigen nicht so einfach war, das Training Center, aber auch den Haupteingang zu finden. Gefunden wurde er schlussendlich.

Im Buch „Mit Kummer ohne Sorgen“  beschreibt Prof. Kummer seine 90-tägige Odyssee. Es beginnt als ein normaler Segeltörn. Mitte Februar bricht Sebastian Kummer in Frankreich auf, um einen werftneuen Katamaran von der Atlantikküste in die Türkei zu überführen. Mit wechselnden Crews will der Wirtschaftsprofessor zunächst nach Göcek segeln und von dort ein anderes Schiff nach Kroatien segeln. Knapp 4000 Seemeilen liegen vor ihm. Dann kommt Corona und die Crew geht. Eine 90-tägige Odyssee voller Bangen und Hoffen beginnt. Ein Land nach dem anderen schließt die Grenzen. Keinen Hafen darf der Segler mehr ansteuern. Kummer ist allein auf dem weiten Meer. Der Autor bringt Sebastian Kummer, den Segler, den Professor, den Optimisten und Abenteurer, seinen Lesern und Leserinnen ganz nahe. In vielen persönlichen Momenten lernen wir einen Mann kennen, der in dieser Extrembelastung immer menschlich bleibt und klug und umsichtig agiert. Am Ende fühlte sich Sebastian Kummer wie ein Pirat – und sah mittlerweile auch so aus.

Der Optimist, der Pessimist, der Realist. Der Pessimist läuft nicht aus zum Segeln, weil er sagt, es kommt ein Sturm, der Optimist läuft aus und sagt, es kommt sicher kein Sturm und der Realist setzt die Segel so, wie es dem Sturm entspricht. Das beschreibt Prof. Kummer als Realisten mit seinem gewinnenden Lächeln, das niemals abbricht!

Realistisch auch seine Einschätzung der multiplen Weltkrise. „Wir blicken so gern in die Zukunft, weil wir das Ungefähre, was sich in ihr hin und her bewegt, durch stille Wünsche so gern zu unseren Gunsten heranleiten möchten“ zitiert er Johann Wolfgang von Goethe. Als Beispiel führt er seine Studie an, in der voraussagte, dass, coronabedingt, die Erholung des Straßenverkehrs nach einem und die des Schienenverkehrs höchstens nach zwei Jahren eintreten wird. So war es auch schließlich. Doch was sagte die Bundesregierung? Der Straßenverkehr würde zurückgehen und der Schienenverkehr würde ansteigen, was sich als falsch herausstellte. Somit hatte Goethe wieder mal recht. „Wishful Thinking“, sagt man im Englischen.

In einer wahren Tour de Force führte uns Prof. Kummer im verbalen Eilschritt von der „Nervösen“ Lieferkette durch das logistische Dickicht bis zur unternehmerischen Widerstandsfähigkeit (resilience) als neue Realität. Wir erfuhren auch von einem Neusprech, der Glokalisierung. Die Praxis, Geschäfte sowohl nach lokalen als auch nach globalen Erwägungen zu führen. Womit ich „Glokalisierung“ zum „Oligopol“ als neues Vokabular hinzufügen konnte. Beim Oligopol handelt es sich um eine Marktform, die in der Praxis relativ häufig anzutreffen ist. Bei einem Angebotsoligopol stehen wenige Anbieter einer relativ hohen Anzahl an Nachfragern gegenüber.

Die Vorlesung endete leider wenig erbaulich. Inflation wird uns noch lange begleiten und wir bewegen uns auf eine Stagnation zu.

Erfreulicheres folgte. Im Foyer hatte das Café Ministerium für uns köstliche Canapés und herrlich prickelnden Sekt bereit gestellt. Ich werde aber nie müde, es jedes Mal zu wiederholen: Ich bedaure jeden, der diese großartige Veranstaltung verpasst hat!

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